Die Wirtschaftsereignisse rücken schmerzhaft nahe und der US-Dollar bleibt bis jetzt unter dem Eröffnungswert des Marktes. Der Aktienmarkt hingegen notiert vorbörslich im Plus. Aufgrund dieser Kursbewegung können die Anleger davon ausgehen, dass der Vorsitzende der Federal Reserve eine Zinsanhebung um 50 Basispunkte andeuten wird und generell eine lockerere Haltung einnimmt als üblich. In Anbetracht der niedrigen Inflation und der schlechten Wirtschaftsdaten der letzten vier Tage, wäre dies keine große Überraschung für den Markt.
Viele Ökonomen sind jedoch der Meinung, dass die Fed an ihrer rigorosen Haltung festhalten wird, da die Inflation hoch bleibt und die Ölpreise wieder steigen. Die fehlende Dollar-Stärke und der Aufwärtstrend der Aktien könnten daher irreführend sein. Die positive Entwicklung der Aktien könnte auf die neue chinesische Steuerpolitik im Wert von 146 Mrd. $ sowie auf die Pläne der USA zurückzuführen sein, einen Teil der Schulden von Studenten zu erlassen. Um sicher zu sein, müssen wir die morgige Rede von Herrn Powell abwarten. Die meisten Ökonomen glauben, dass das morgige Symposium wichtiger sein wird als das heutige.
Eine der jüngsten Ankündigungen kam vom Präsidenten der Federal Reserve Bank of Atlanta, Raphael Bostic. Er wies darauf hin, dass die Zinserhöhungen der Fed stark von den kommenden Daten abhängen werden. Mit anderen Worten: Wenn die Inflation nicht weiter zurückgeht, wird die Fed höchstwahrscheinlich bei einem Zinsschritt von 75 Basispunkten bleiben. Er fügte hinzu, dass es „zu früh“ sei, um festzustellen, ob die Inflation in den USA ihren Höhepunkt erreicht habe.
Die wichtigste Wirtschaftsmeldung des Tages war bisher das Bruttoinlandsprodukt (BIP) für die USA. Für Trader und Ökonomen ist diese Veröffentlichung von großer Bedeutung, da sie sich nicht nur auf die Nachfrage nach US-Anlagen auswirkt, sondern auch die wirtschaftliche Lage des Landes bestimmt. Der allgemeine Konsens scheint zu sein, dass sich die Wirtschaft in einer Rezession befindet, wenn das BIP in zwei aufeinander folgenden Quartalen sinkt.
Das US-BIP wurde bei einem Rückgang um -0,6 % bestätigt und übertrifft die Erwartungen von -0,7 %. Dies bedeutet, dass die US-Wirtschaft für das dritte Quartal in Folge geschrumpft ist. Vormals weigerten sich die meisten US-Ökonomen zu akzeptieren, dass sich die USA in einer Rezession befinden. Da sich die Wirtschaft jedoch weiter verschlechtert, fragen sich viele, ob sich ihre Meinung ändern wird. Bislang hat der US-Dollar seit der Veröffentlichung leicht zugelegt.
XAG/USD
Viele Anleger sind unsicher, ob sie mit Gold oder Silber handeln sollen. Es ist anzumerken, dass beide Edelmetalle stark miteinander korrelieren und daher die Preisbewegungen und Trends sehr ähnlich sind. Silber ist jedoch volatiler, weshalb Trader beim Handel das spezifische Risikoprofil, die Strategie und Positionsgröße berücksichtigen müssen.
Die Preisbewegungen des Instruments liegen innerhalb eines Retracements, das sich während des asiatischen Handelstages am Montag gebildet hat. Es ist dem Silber gelungen, ein Elliott-Wellen-Muster aufrechtzuerhalten, das höhere Hochs und höhere Tiefs bildet, doch sind die Volatilität und der Schwung bisher minimal. Ob der Preis an Schwung gewinnt und einen Trend bildet oder wieder einbricht, wird vom US-Dollar und dem Vertrauen der Märkte abhängen.
Andere Sichere-Hafen-Anlagen wie Anleihen haben in dieser Woche außergewöhnlich gut abgeschnitten. Dies könnte die Trader dazu veranlassen, sich eher dem Anleihemarkt zuzuwenden als dem Gold- und Silbermarkt, um das Risiko zu mindern.
Laut dem jüngsten Bericht der US Commodity Futures Trading Commission (CFTC) stiegen die spekulativen Positionen für XAG/USD von 2.900 auf 3.500. Der Anstieg könnte damit zusammenhängen, dass sich die Anleger im Vorfeld des Symposiums positionieren. Auch das Verhältnis zwischen Verkäufern und Käufern hat sich leicht verändert. Bei den spekulativen Verträgen haben die „Bären“ die Nase vorn, aber die Position der „Bullen“ ist nur geringfügig schlechter: 32 Millionen Käufer stehen 37 Millionen von Verkäufern gegenüber. In dieser Woche wurden die Long-Positionen um 647.000 Kontrakte reduziert, während die Short-Positionen um 1,1 Millionen Kontrakte abnahmen. Dies deutet darauf hin, dass sich viele Short Seller dazu entschlossen haben, sich aus dem Markt zurückzuziehen.
EUR/USD
Die Kursbewegung des EUR/USD-Paares ist interessant, da wir einen schnellen Anstieg der Käufer sehen, die den Kurs deutlich nach oben treiben. Doch dann verliert der Anstieg einfach an Schwung und fällt auf das vorherige Unterstützungsniveau zurück. Der Kurs befindet sich auch in einem schwierigen technischen Szenario, da die Trader nicht unbedingt darauf vertrauen, den Euro zu kaufen, gleichzeitig aber auch nicht darauf spekulieren wollen, dass der Kurs weiter fällt. Warum? Ganz einfach, weil sich der Preis auf einem langfristigen Tiefstand befindet. Trader erhoffen sich daher heute Nachmittag oder morgen einen starken Preistreiber.
Vor kurzem sprach Esther George von der Fed vor Journalisten am Rande des Symposiums. Die Präsidentin der Kansas City Fed schien eher eine zinstreiberische Position einzunehmen. Sie stellte fest, dass das Beschäftigungsniveau im Land deutlich höher als „normal“ ist. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass die höhere Inflation mehr Bürger zur Aufnahme einer Erwerbstätigkeit zwingt.
Darüber hinaus weigerte sie sich zu bestätigen, dass die Federal Funds Rate nicht auf 4-5 % angehoben werde. Nach Ansicht von Frau George wird die Fed die Zinsschritte so lange fortsetzen, bis die Nachfrage auf ein ähnliches Niveau wie das Angebot sinkt. Es bleibt die Frage, ob die Inflation auf ein Tempo zurückgehen wird, das die Fed zufrieden stellt.
Andererseits wurde der Euro durch die positiven Daten zum deutschen Bruttoinlandsprodukt für das zweite Quartal leicht gestützt. Die Zahlen fielen besser aus als erwartet. Die deutsche Wirtschaft wuchs um 0,1 %, was über der Erwartung von 0 % liegt.
Schlüsselerkenntnisse:
- Der US-Dollar bleibt im Vergleich zum Niveau bei Markteröffnung niedriger, während der US-Aktienmarkt vorbörslich höher notiert.
- Das US-BIP wurde bei einem Rückgang um -0,6 % bestätigt und übertrifft die Erwartungen von -0,7 %.
- Spekulative Positionen auf XAG/USD haben laut CFTC zugenommen.
- Der EUR/USD scheint seinen zinsbullischen Schwung nicht aufrechterhalten können.
- Die BIP-Zahlen für das zweite Quartal in Deutschland waren besser als erwartet. Die deutsche Wirtschaft wuchs um 0,1 %
- Die Anleger richten ihre Augen auf Powell und Jackson Hole - auf der Suche nach Hinweisen darauf, ob die nächste Zinserhöhung 75 oder 50 Basispunkte betragen wird.