Nach der Wochenendpause kommt es immer wieder zu Kurslücken, allerdings sieht der Markt selten eine Kurslücke von 7,99 %. Die weltweite Organisation der erdölexportierenden Länder bestätigte in den letzten 24 Stunden, dass das Kartell seine Produktionsziele um 1 Million Barrel senken wird. Infolgedessen stiegen die Preise für Rohöl und Brentöl zwischen 7,5 % und 8,0 % an. Heute wird die OPEC-Gruppe eine ganztägige Sitzung abhalten, und die Anleger hoffen, dass die OPEC bestätigen wird, ob sie einen Rückgang der Nachfrage im Jahr 2023 erwartet. In der heutigen Marktanalyse werden im Folgenden die Aussichten für die Ölpreise untersucht.
Der US-Dollar-Index (DXY) stieg heute Morgen im asiatischen Handel deutlich an. Der DXY kletterte zum ersten Mal seit dem 24. März über 103,00. Händler sind jedoch weiterhin vorsichtig, nachdem der Dollar in den letzten drei Wochen erhebliche Kursverluste hinnehmen musste. Die Währung, die auf dem gesamten Währungsmarkt die stärksten Rückgänge zu verzeichnen hat, ist der japanische Yen. Die japanische Wirtschaft ist weitgehend von Öleinfuhren abhängig. Aus diesem Grund sind die Anleger besorgt, dass sich höhere Ölpreise erneut negativ auf die japanische Wirtschaft auswirken werden. Der japanische Yen verliert gegenüber dem Dollar, dem Pfund und dem Euro an Wert.
Rohöl
Der Rohölpreis eröffnete mit einer bullischen Kurslücke von 7,61 %, ist aber seit der Markteröffnung gesunken. Der Kurs liegt derzeit um 5,45 % über dem Schlusskurs vom Freitag. Der Hauptgrund für den Preisanstieg ist die Entscheidung der OPEC, die Produktionsziele um 1 Million Barrel täglich zu senken. Einige Mitglieder versprechen auch zusätzliche Kürzungen.
Rohöl – 30-Minuten-Chart am 3. April
Die Länder, die die höchsten Kürzungen bestätigt haben, sind Russland und Saudi-Arabien mit 500.000 pro Tag. Im Irak wird um 210.000, in den VAE um 144.000 und in Kuwait um 128.000 gekürzt. Experten gehen davon aus, dass der Markt durch die zusätzlichen Zielkürzungen einen Rückgang der Ziele um mehr als 1,6 Millionen Barrel pro Tag erleben könnte. Der Markt sollte jedoch zur Kenntnis nehmen, dass die meisten Länder deutlich weniger als ihre Zielvorgaben produzierten. Daher wird das tatsächliche Angebot weniger stark zurückgehen und wahrscheinlich weniger als 1 Million betragen.
Die Anleger wollen nun herausfinden, ob die OPEC-Gruppe das Angebot reduziert, weil sie davon ausgeht, dass die Nachfrage deutlich zurückgehen wird, oder ob die Entscheidung getroffen wird, um die Preise wieder auf ihr vorgegebenes Ziel von 80 $ pro Barrel zu drücken. Bisher hat Saudi-Arabien mitgeteilt, dass die Kürzungen ab Mai beginnen werden und die Entscheidung eine „Vorsichtsmaßnahme“ sei. Dies deutet darauf hin, dass die Gruppe keinen Rückgang der Wirtschaftstätigkeit vorhersagt, aber viele Ökonomen beißen den Köder nicht an.
Der Preis wird auch durch Faktoren gestützt, die den Ölmarkt in der vergangenen Woche beeinflusst haben. So war die Schließung der irakischen Pipeline, die rund 400.000 Barrel pro Tag lieferte, auf eine politische Meinungsverschiedenheit zwischen dem Irak und der Türkei zurückzuführen. Die US-Rohölvorräte gingen ebenfalls stark zurück, und zwar um 7,5 Mio. Barrel, und die Daten von Baker Hughes über die Zahl der aktiven Ölplattformen fielen unerwartet von 593 auf 592 Einheiten. In dieser Woche wird der Preis auch von den Kommentaren auf der heutigen OPEC-Sitzung, den Wirtschaftsdaten und den Beschäftigungszahlen aus den USA beeinflusst werden.
Nach Ansicht vieler Analysten könnte der Rohölpreis bis zu 100 Dollar pro Barrel erreichen. Die Analysten können eine so starke Aufwärtsbewegung jedoch nur rechtfertigen, wenn die Weltwirtschaft eine globale Rezession vermeiden kann, insbesondere in China, den USA und Indien. Darüber hinaus werden die höheren Energiekosten, wenn sie anhalten, die Inflation erhöhen, was frühere Anzeichen dafür, dass es in diesem Jahr keine weiteren Zinserhöhungen oder -senkungen geben wird, ins Gegenteil verkehren könnte. Wenn die Zentralbanken gezwungen sind, die Zinssätze auf nahezu 6 % anzuheben, wird die Wahrscheinlichkeit einer weltweiten Rezession erheblich steigen.
Die technische Analyse deutet auf einen Aufwärtstrend hin, wenn man die Regressionskanäle und die gleitenden Durchschnitte betrachtet. Die einzige Sorge der technischen Analysten betrifft die Widerstandsgrenze, die in den letzten fünf Monaten zu einem Kollaps geführt haben; diese Niveaus könnten jedoch aufgrund von Veränderungen bei Angebot und Nachfrage weniger relevant sein.
Zusammenfassung:
- Rohöl und Brent-Öl eröffneten mit einer Kurslücke von fast 8,00 % nach oben. Auslöser für den Preisanstieg ist die Entscheidung der OPEC, die Förderziele deutlich zu senken.
- Die Länder, die die höchsten Kürzungen bestätigt haben, sind Russland und Saudi-Arabien mit 500.000 pro Tag.
- Nach Ansicht vieler Analysten könnte der Rohölpreis bis zu 100 Dollar pro Barrel erreichen.
- Eine Rezession wird jedoch die Vorhersagen des Marktpreisziels für Rohöl schwächen. Ökonomen befürchten, dass höhere Energiepreise eine höhere Inflation auslösen werden. Infolgedessen werden die Zinssätze weiter steigen und die Wirtschaft stärker belasten.